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BWIHK-Vize Claus Paal: Zusätzliche Bürokratie bremst unsere Verwaltung  

PRESSEINFOrmation 23/2024 | Stuttgart, 15. MÄrz 2024

BWIHK lehnt geplantes Gleichbehandlungsgesetz der Landesregierung ab

„Wir lehnen das von der Landesregierung geplante Gleichbehandlungsgesetz für Baden-Württemberg ab“, sagt BWIHK-Vizepräsident Claus Paal und Präsident der IHK Region Stuttgart, die als Federführung Recht im BWIHK die Stellungnahme zum geplanten Gesetz abgegeben hat. „Wir haben die Sorge, dass durch das Vorhaben Prozesse weiter verlangsamt werden und die Verwaltung irgendwann lahmgelegt wird. Die Behörden sind schon jetzt völlig überlastet, es fehlt an Personal und der notwendigen Digitalisierung. Mit dem geplanten Gesetz kommen aber wieder neue, sehr zeitaufwendige Anforderungen auf die Mitarbeitenden zu.“

Bereits jetzt sind Behörden und Verwaltung durch das Grundgesetz zur Gleichbehandlung von unterschiedlichen Personen verpflichtet. Bislang muss ein Diskriminierungsvorwurf allerdings ausreichend begründet werden, künftig dagegen muss jeder Anfangsverdacht von Behördenseite widerlegt werden. „Durch die Einführung einer faktischen Beweislastumkehr, drohende Schadensersatzpflichten, einzurichtende Ombudsstellen sowie die jährlichen Berichterstattungen wird es bei den Behörden zu zusätzlichen Kosten und zu zusätzlicher Bürokratie und damit zu Verfahrensverzögerungen kommen“, schreibt die IHK Region Stuttgart in ihrer Stellungnahme. „Das macht einen großen Unterschied und wird die ohnehin schon stark überlasteten Behörden weiter lähmen“, so Paal. „Für unsere Mitgliedsunternehmen ist das eine weitere Hürde, denn sie warten schon jetzt viel zu lange auf behördliche Entscheidungen. Dieses Gesetz konterkariert die vermeintlichen Bemühungen der Landesregierung beim Bürokratieabbau und gefährdet den ohnehin aktuell über die Maße belasteten Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg.“

Mit einem einfachen Klick ins Fenster "Download" rechts finden Sie die komplette PM auch als PDF zum Download.

IHK-Unternehmensbarometer zur Europawahl 2024  

PRESSEINFOrmation 24/2024 | Stuttgart, 18. MÄrz 2024

EU ist für Betriebe wichtiger Anker für Stabilität und Sicherheit / BWIHK-Paal: Europäischer Standort verliert allerdings an Ansehen

Für viele Unternehmen ist die Europäische Union ein Anker der Sicherheit und der politischen Stabilität in Europa. Das ist das Ergebnis des IHK-Unterneh-mensbarometers zur Europawahl 2024, an dem im Februar rund 500 Betriebe aus dem Südwesten teilgenommen haben – rund 320 davon sind international tätig. 62 Prozent der Unternehmen sehen in der Europäischen Union einen großen Vorteil für Wirtschaft und Handel.

„Besonders in Zeiten der wirtschaftlichen Herausforderungen, geopolitischen Spannungen und antidemokratischen Tendenzen besinnen sich die Betriebe auf die gemeinsamen Werte der Europäischen Gemeinschaft“, sagt BWIHK-Vizepräsident Claus Paal und Präsident der IHK Region Stuttgart.

„Die Betriebe haben mit den unterschiedlichsten Krisen zu kämpfen und sehen, dass ein starker europäischer Zusammenhalt wichtig ist, um im weltweiten Wettbewerb mithalten zu können.“ Ganz besonders werden die gemeinsame Währung, der Zugang zu europäischen Märkten und die politische Stabilität in der Industrie als Pluspunkt wahrgenommen.

Derzeit verschenkt Europa Wachstumspotenziale, insbesondere vor dem Hintergrund der starken Konkurrenten aus China und den USA. „In den vergangenen Jahren hat sich die europäische Union mit sehr vielen kleineren Regulierungen beschäftigt und wichtige Themenpunkte wie beispielsweise gemeinsame Energieversorgungsprojekte vernachlässigt“, erklärt Paal. Etwa 60 Prozent der Unternehmen sind daher der Ansicht, dass der Standort Europa in den vergangenen fünf Jahren deutlich an Wettbewerbsfähigkeit verloren hat, bei den Industriebetrieben sind es sogar drei Viertel.  „Das muss sich ändern“, fordert Paal. „Die EU-Kommission muss in der kommenden Legislatur die europäischen Unternehmen in den Fokus rücken, sie stärken und dafür sorgen, dass sie auch künftig im internationalen Wettbewerb mithalten können.“

Manche Probleme auf europäischer Ebene sind selbst gemacht. Viele Unternehmen in Baden-Württemberg fühlen sich von einer Flut bürokratischer Auflagen aus der Europäischen Union überfordert. Für mehr als 95 Prozent der Unternehmen gehört das Thema Bürokratieabbau ganz oben auf die Prioritätenliste, die die EU nach der Wahl angehen sollte.

85 Prozent sind der Meinung, dass die hohen bürokratischen Hürden die Attraktivität des Standorts Europa deutlich schwächen.

[...] „Das mag alles von der Idee gut sein, auch die Wirtschaft ist für Nachhaltigkeit und Sorgfaltspflichten. Die daraus entstehenden Dokumentations- und Berichtspflichten haben aber ein Ausmaß erreicht, das für die Unternehmen nicht mehr umsetzbar ist. Vor allem kleine und mittelgroße Betriebe haben meist nicht die Ressourcen, um diese Regelungen zu kennen und umzusetzen. Hier geht wertvolle Zeit für das Kerngeschäft verloren.“

Weitere Ergebnisse der Umfrage finden Sie mit einem einfachen Klick ins Fenster "Download" rechts - dort ist die komplette PM als PDF zum Download hinterlegt.

Prognos-Studie im BWIHK-Auftrag zur Umsetzung der Klimapfade in BW - Präsident ERbe: Klimaschutzziele zu erreichen, ist Herkulesaufgabe für Südwest-Industrie

PRESSEINFOrmation 25/2024 | Stuttgart, 19. MÄrz 2024

Um die Klimaschutzziele zu erreichen, sind vielfältige Maßnahmen erforderlich und die Zeit drängt. Was konkret zu tun ist und was realisierbar erscheint, wurde von der Prognos AG im Auftrag des BWIHK in einer umfangreichen Studie beleuchtet.

Gemäß der Klimapfad-Vorgaben soll bis 2030 der CO2-Ausstoß der Industrie in Baden-Württemberg um weitere 23 Prozent reduziert werden – das entspricht einer Verdoppelung der bisherigen jährlichen Reduktionsgeschwindigkeit. Die Prognos AG untersuchte dazu wesentliche Hebel, die zur Erreichung der Ziele genutzt werden und entwickelte einen zeitlichen Rahmen, in dem diese angegangen werden können. Lösung hierfür müsste – neben Fern- & Umweltwärme, biogenen Brennstoffen, intelligenter Elektrifizierung der Prozesswärmebereitstellung und intensiver Abwärmenutzung – vor allem auch eine massive Effizienzsteigerung der Betriebe sein. Eine Erhöhung der Energieeffizienz äußert sich im Absenken des spezifischen Energieverbrauchs, der für die gleiche Menge hergestellter Produkte benötigt wird.

BWIHK-Präsident Christian O. Erbe sieht darin eine Herkulesaufgabe für die Industrie: „Die Transformation hin zur Klimaneutralität erfordert intensive Anstrengungen und Ausgaben aller Akteure, wenn sie gelingen soll. In der Produzierenden Industrie müssten im Bereich der Hochtemperaturprozesse die aktuellen Effizienzverbesserungen von effektiv rund -0,4 Prozent/Jahr bis 2030 auf -1,4 Prozent/Jahr nahezu vervierfacht werden. In der produzierenden Industrie mit niedrigem Temperaturniveau ist eine Vervierfachung bis 2030 notwendig. Die weiterverarbeitende Industrie muss ihre Effizienzsteigerungen bis 2030 verdreifachen. Wenn wir berücksichtigen, wie aufwändig hinsichtlich technischer Umsetzung und finanziellem Einsatz jeder weitere Schritt mit steigendem Effizienzniveau hin zum Maximum wird, sprechen wir hier von einer Aufgabe echt herkulischen Ausmaßes.“

So belaufen sich die Transformationskosten für die Unternehmen gemäß den Prognos-Abschätzungen auf rund zehn Milliarden Euro bis 2030 und auf weitere rund neun Milliarden Euro bis 2040. Dazu BWIHK-Präsident Erbe: „Wie die Studie zeigt, entstehen allein bis 2030 erhebliche Transformationskosten für die Unternehmen, welche in der aktuellen Wirtschaftslage viele in Schwierigkeiten versetzen. Die Rahmenbedingungen sind in wichtigen Feldern international kaum mehr wettbewerbsfähig. Deshalb müssen politisch rasch entlastende Antworten folgen – wir brauchen eine Wachstumsagenda bis 2030. Diese muss effektive ökonomische Anreize mit spürbaren Entlastungen verbinden. Ich spreche hier mit Blick auf den Bund von einem echten Wachstumschancengesetz und kein zusammengestrichenes ‚Gesetzchen‘. Die jetzt gestarteten Klimaschutzverträge sind eine Chance für unsere Unternehmen, aber auch nur ein Baustein von denen noch viel mehr benötigt werden. Zudem brauchen wir eine grundlegende Steuerreform und spürbaren Bürokratieabbau. Auf Landesebene muss bei den kommenden Haushaltsberatungen ein Fokus auf der Entfesselung der Südwestwirtschaft liegen. Denn mit Blick auf die Studie steht für BW viel auf dem Spiel: Nämlich, erhebliche Wertschöpfung in wichtigen Industriezweigen zu verlieren. Dies passiert, wenn an den Klimazielen festgehalten wird, ohne dass die notwendigen Rahmenbedingungen entsprechend zu den Pfaden geschaffen sind. Denn nur mit Effizienzsteigerungen allein kann es nicht funktionieren. Was dann dabei verloren ginge, gefährdet nicht nur die Zukunft des Standorts Baden-Württemberg per se, sondern fehlt genauso für weitere Investitionen in Klimaschutz und Innovationen.“

Die Studie richtet den Blick auch über 2030 hinaus, da für das langfristige Ziel einer klimaneutralen Wirtschaft weitere Maßnahmen rechtzeitig geplant werden müssen. Dazu gehören die Tiefen-Geothermie, ‚grüner‘ Wasserstoff, Speichermöglichkeiten und vor allem die Kohlendioxidabscheidung (CCS) aus Zement- und Kalkwerken, ohne die die Zielerreichung in Baden-Württemberg nicht möglich sein wird.

Christian O. Erbe abschließend: „Die Wirtschaft hat bereits viel für Klimaschutz, Energieeffizienz und Energieeinsparung getan und bleibt weiter kraftvoll am Ball. So ist Energieeffizienz die Top-Maßnahme der Betriebe in BW. 84 Prozent der Unternehmen generell und 91 Prozent aus der Industrie haben das im Rahmen unserer Energiewendebarometer-Abfrage angegeben. Diese Maßnahmen allerdings nochmals zu verdreifachen oder gar zu vervierfachen, scheint aus wettbewerblicher Sicht kaum zu stemmen. Auch die Politik muss das Tempo der Wirtschaft mitgehen und mit einer ähnlichen Kraftanstrengung die Rahmenbedingungen passend zu den Pfaden schaffen. Mit unserer Stromstudie haben wir weitere wichtige Handlungsfelder identifiziert. Die Fakten liegen auf dem Tisch, wir müssen jetzt die passenden Antworten im Sinne unseres Standortes entwickeln.“

Zur Studie

Prognos untersuchte für den BWIHK, was Unternehmen und politische Akteure zeitnah angehen müssen, um dieses Ziel zu erreichen. Im Rahmen des Ausgangszenarios wurden

25 Handlungsempfehlungen erarbeitet und hinsichtlich der Zielgruppe (Branchen), dem Transformationshebel, der Relevanz, dem Ambitionsgrad sowie dem Handlungsfeld (Instrumente, Politik) kategorisiert. Sie sollen Wege zu einer emissionsarmen Wirtschaft aufzeigen und Fehlentwicklungen vorbeugen, indem sie gestrandete Investitionen vermeiden.

Die PM finden Sie auch mit einem einfachen Klick ins Fenster "Download" rechts als PDF. Im Bereich "Publikationen" ist die komplette Studie zum Download hinterlegt.